Bahnsteige (breite)

  • Hallo zusammen.

    Ein Bahnhof braucht ja Bahnsteig/e. Jetzt gibt es ja auch Normen dafür, jedoch würde mich interessieren, was so gängige Bahnsteig Breiten sind, wenn man diese selbst bauen möchte. Speziell für Landbahnhöfe und oder Kleinstadt-Bahnhöfe. Grund für diese Frage ist, da man mit Flexgleis ja sehr flexibel ist, was die Gleismittenabstände bei Bahnsteigen betrifft. Was wäre hier, ein gesundes Maß?

    VG René

  • Habe mal bei den Klassikern ;) nachgeschlagen. Günter Fromm nennt in "Modellbahn-Bauten" (Transpress 1981, S. 92) einen Mindestabstand von 6 m (einseitiger Bahnsteig), bei Inselbahnsteigen mindestens 7,5 m für kleinere, 9 m für mittlere und 10,5 oder 13 m für große Bahnhöfe. Zu beachten ist aber, dass der Abstand Gleismitte - Bahnsteigkante im Modell größer gehalten werden sollte, in TT empfehlen die NEM 16 mm, man sollte es aber ausprobieren.

    Auf derselben Seite werden als Mindestbreiten für Bahnsteige genannt: Hausbahnsteig 3 m, einseitiger Bahnsteig zwischen zwei Gleisen 2,675 m, Inselbahnsteig 4,05 m.

    Martin

  • Darauf kannst du keine einzig richtige Antwort bekommen. In Brandenburg gab es kurze Bahnsteige mit einer Bahnsteigkante und sonst nur Sand und sonst gar nichts. Die meist eingleisigen Kleinbahnen brauchten nicht viel mehr und Hektik oder Termindruck gab es nicht.

    Auch in Thüringen gab es kleine Bahnhöfe an sogar zweigleisigen Strecken, die später nur noch Haltepunkte waren und mitunter sogar ohne Weichen auskamen. Auf jeder Seite der Trasse gab es da einen nicht gar so langen befestigten Bahnsteig und eine noch einiges längere Bahnsteigkante, mehr aber auch nicht. Typische Beispiele dafür sind Dörrberg an der damals zweigleisigen Hauptstrecke durch den Brandleitetunnel, aber auch Martinroda oder Geraberg an der zweigleisig geplanten aber immer nur eingleisigen Hauptstrecke Arnstadt-Ilmenau. In Martinroda gab es sogar ein paar Weichen.

    Auch an der Trasse liegt Plaue und dort baute man einen großen Bahnhof, da dort die Trassen nach von Arnstadt nach Ilmenau und Suhl (damalige Ferntrasse Berlin-Basel) sich trennten. Plaue hat drei Bahnsteige und der Mittelbahnsteig ist ca. 6 m breit und war mal 300 m lang. Die Breite war auch nötig, weil damals eine trockene Unterführung zum Hausbahnsteig führte (die nach der modernen Sanierung bei Regen regelmäßig absäuft - na die Feuerwehr ist gleich um die Ecke). Von den einstmals 10 Gleisen sind heute aber nur noch drei übrig. Der Werksanschluss zur Ziegelei und die beiden Güterverladungen sind weg.

    Kurz: Die Anforderungen und Betriebsabläufe haben sich in den letzten 150 Jahren sehr verändert. Es gab und gibt kleine Haltepunkte mit nur wenigen Metern befestigter Bahnsteiglänge genauso wie es große Bahnhöfe an der gleichen Trasse gibt, obwohl die zugehörigen Orte dafür nicht den Grund liefern (Plaue war nie mehr als eine Kleinstadt und hatte nur kleine Unternehmen zu bieten).

  • Ist wohl ne Frage des Vorbildes, da ich derzeit mehr bei der ČSD auf Vorbildrecherche bin, sind die knappen 3m für Inselbahnsteige im ländlichen Raum einseitig oder beidseitig oft noch mehr als die Realität meine ich ohne nachgemessen zu haben. Zudem oft noch geschüttet mit nur einer Kante, zur anderen Seite abfallend. Nichts ist unmöglich sozusagen.....

  • @rklemmi

    Das hat nur wenig mit der ČSD zu tun, auch in Deutschland waren diese Bahnsteige weit verbreitet. Es kommt halt auf die Epoche an. Die DB hat schon aus Sicherheitsgründen die Bahnsteige angehoben und befestigt, zudem wurden sie dramatisch kürzer. Die Inselbahnsteige verschwanden bei den Nebenbahnen, da die kleinen Bahnhöfe zu Haltepunkten degradiert wurden, niemand mehr dort rangierte, kein Sperrgepäck und keine Ladung mehr bewegt wurde und es auch keine Güterzüge mehr gibt, die man überholen könnte.

    Aber noch in Epoche IV gab es diese Bahnsteige bei der DR, dazu kleine Güterverladungen (Holzhandel, PGH, LPG), der Güterschuppen wurde noch bedient und die Bahn hatte noch eine Gepäckbeförderung.

    Hier mal ein Beispiel: Das ist der Bahnhof in Gräfenhainichen 1982. Es werden gerade die Fahrräder einer Schulklasse entladen, die dorthin ihre Klassenfahrt aus Thüringen machte. Die Strecke ist die absolute Hauptstrecke der DR in Epocche IV. Dort fuhr der Städteexpress und Interzonenzüge auf der Trasse Berlin-Halle-Frankfurt. Gräfenhainichen war damals eine Kreisstadt mit Industrie und dennoch sieht der Bahnhof aus, als stünde er im tiefsten Brandenburg oder der Börde an einer Nebenbahn und nicht an einer Transitstrecke.

    Irgendwie eine komische Vorstellung, wenn man bedenkt, dass hier jederzeit am Hausbahnsteig ein Interzonenzug in ozeanblau-beige mit Vollgas durchrauschen könnte. Das dürfte jedem Sicherheitsbeauftragten von heute nicht nur die Haare zu Berge stehen lassen.

    Einmal editiert, zuletzt von Harka (4. November 2024 um 07:49)

  • ... Bahnhof in Gräfenhainichen ...

    Solche Verhältnisse kenne ich noch von mehreren Hauptstrecken (was einem so vom Reisen im Gedächtnis bleibt). Auch in Waldheim (Sachs) gab es einen solchen Bahnsteig, möglicherweise sogar noch schmaler. Der ist verschwunden, als der andere ganz und gar zum Inselbahnsteig umgebaut wurde, indem von der Rochlitzer Seite ein durchgehendes Gleis zur Chemnitzer Strecke gelegt wurde. Ganz früher gab's noch einen zweiten von der Sorte vermutlich für die Kriebethaler Strecke.

    Wenn ich ich recht erinnere, hatten auch Doberlug-Kirchhain (oben) und Golßen (Niederlausitz) solche "einseitigen Inselbahnsteige". Hohenthurm, Eisleben, Delitzsch unt Bf fallen mir noch ein.

    Martin

    Einmal editiert, zuletzt von jmh67 (4. November 2024 um 08:16)

  • AG_2_67 - danke für die Korrektur. War schon ewig nicht mehr in Do-Ki. Dann eben Buxtehude in alten Zeiten (auch längst umgebaut), um noch aus einer anderen Gegend ein Beispiel zu nennen.

    Die Gefahr, dass etwas am Hausbahnsteig "durchrauschte", dürfte per Signalisierung gebannt gewesen sein.

    Martin