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[Vorbild Frage] 10kV/20kV Mittelspannungsfreileitungsmast

  • zaungast
  • 21. Oktober 2017 um 11:36
  • Unerledigt
  • zaungast
    Gast
    • 21. Oktober 2017 um 11:36
    • #1

    Hallo
    mal ein Schuss ins Blaue. Vor einiger Zeit habe ich folgenden Strommast in der Gegend um Guben fotografiert. Nach meiner Recherche müsste es sich um 10kV oder 20kV Mittelspannung handeln (3 Phasen, ohne Sternpunktleitung). Nach hoch-wissenschaftlicher Deduktion habe ich den Mast durch Vergleich mit den Maispflanzen (2..2.5 m) auf eine Höhe von ca. 10 m geschätzt.


    Kann dieser Masttyp schon für DR Epoche 3 oder 4, späte 60er bis früher 70er Jahre, verwendet werden?

    Hat zufällig jemand irgendeinen Hinweis auf Lektüre oder einen Link, wo es Infos, Maße gibt, zB. Abstand der Masten, Masthöhe, Isolatoren?

    Sind eigentlich Kreuzungen mit Bahnstrecken erlaubt? Laut Wikipedia sollte die Mindesthöhe über Straßen 6 m betragen. Gibt es andere Grenzwerte für Bahnstrecken?

    Auf meinen Fotos ist das Querteil nicht gut zu erkennen. Ich habe es mal als Balken gezeichnet. Hat jemand sachdienliche Hinweise, evtl. bessere Bilder oder gar Zeichnungen?

    Disclaimer: Das Model ist in blender grob als erstes block-out gezeichnet. Stellt euch vor, der Mast und die Isolatoren sind rund. :wink:

    Cheers
    Gasthias

  • willy 62
    Ehrenmitglied
    Beiträge
    278
    • 21. Oktober 2017 um 20:48
    • #2

    Mit stehenden Isolatoren kenne ich diesen Typ auch aus DDR Zeiten.
    Immer die Verschwenkung der Leiterseile beachten, wie Oma beim stricken: 2 links; 2 rechts.
    Bahnstrecken dürfen überquert werden, die Höhe richtet sich danach ob die Strecke elektrifiziert ist oder nicht.
    Da wurde auch schon mal auf Gittermasten vor der Trasse geschwenkt.
    Ggf. würde eine Unterquerung auch Sinn machen.
    Sieht auch im Modell gut aus mit den Mastendverschlüssen und spart Höhe.
    Die von dir gesuchten Daten leifert nicht mal die alte Strippenzieherbibel, sprich der Friedrich.
    Die Traversen waren mW aus Beton.

    Mathias

  • zaungast
    Gast
    • 22. Oktober 2017 um 21:32
    • #3

    Danke für die Antwort Mathias
    Stehende Isolatoren? Ich hatte gehofft, ich könnte das dem imaginären Modellfedervieh ersparen :11::05:
    Das Zickzack des mittleren Kabels ist ja gut auf dem Foto zu sehen.

    Aber durch kreatives googlen habe ich folgende Seite gefunden: http://www.trafoturm.eu/uebertrafos/
    Da ist viel Text und Bilder und es fallen einige Fachbegriffe die, ebenfalls durch Google-Fu, alte Fachliteratur bei google books aufgetan haben. Somit habe ich jetzt echte Maße für die Deltaisolatoren (stehender Isolator) und den von mir gezeichneten Vollkernisolator (H = 250 mm, D = 200 mm). Beide Typen sind um 1920 standardisiert worden.

    Die Hochspannung-Freileitungen von 1952: https://books.google.de/books?id=CG6pBg ... 22&f=false

    Dummerweise sind Veröffentlichungen von 1938 und 1952 scheinbar immer noch nicht frei zugänglich. :wand:
    Mich hätten die Kapitel über Holz, Beton und Gittermaste noch sehr interessiert.

  • amazist
    Gast
    • 22. Oktober 2017 um 23:03
    • #4

    Epoche 4. Die Traverse oben in #1 könnte auch aus Stahl und mit einer angeschweissten Hülse auf dem Mast befestigt sein. Bei Masten mit Betontraverse hat diese meist eine Verbreiterung mit einem Loch, in welchem der Mast steckt. Diese Maststation hat sogar noch einen Hochspannungssicherungshalter zwischen Trenner und Trafo.
    Unterschiede zwischen Hängeisolatoren und Stützisolatoren nebeneinander. Hier sind beide Traversen in Beton ausgeführt.
    In Epoche 3 eher noch Holzmasten. Einfach, als Doppelmast, als A-Mast, bei abgefaulten unten Betonfüße angeschuht. Es gab sogar doppel A-Masten mit Trafoplattform.

    Der erste im Bild steht neben der Straße? Über Straßen und Bahnstrecken wird i.d.R. doppelt abgespannt.
    Deshalb hat er auf einer Seite doppelte Isolatoren. Über den Acker sind es dann nur einfache.
    Bei Masten mit Stützern ist es ebenfalls so. Da stehen dann 2 Isolatoren nebeneinander.
    Dann gibt es noch Abspannmasten, einmal dort wo es um die Ecke geht, bzw. die Leiterseile enden und mittels Stromschlaufen miteinander verbunden sind. (Bei Hochspannung gibt es noch Masten wo der Mittelleiter oder oben hängende Leiter nach außen übergeht, also das ganze 120 Grad dreht.) Einfacher Mittelspannungsholzmast. Solch einen braunen Isolator hab ich noch in der Garage - kann ich mal ausmessen.
    Ein schöner, Holzmast als Endmast. Oben die Überspannungsableiter, hinten am Mast ist der dafür notwendige Erder verlegt. Vorn die Mittelspannungsmastaufführung, hier mit Einzeladern und 3 einzelnen Kabelendverschlüssen. Ums Eck geht es hier. Interessant der seitliche Stützer am A für den mittleren Leiter.
    TT-Mast mit Stützisolatoren. Gibt es auch von Hädl.

    Nun geht der Blick ostwärts...

    Wie eine ländliche Trafostation in Litauen aussieht könnt ihr hier sehen. Dort weiß man noch, dass man nicht hingeht solange es brummt. Glaubt mir, die Vögel wissen das auch. Dort gibt es keine Abdeckungen der Stützisolatoren wegen dem Kotstrahl des Storches oder seiner Flügelspannweite. Und Störche gibt es haufenweise. Da muss man aufpassen, dass man keinen überfährt.
    Ganz links der Mittelspannungsendmast mit dem Masttrenner. Auf dem Trafo der Hochspannungs-Leistungsschalterkasten mit 3 Durchführungsisolatoren und den seitlich angebrachten Überspannungsableitern. Neben dem Trafo ist das Niederspannungsschaltfeld. Die anderen 3 Masten mit den Freileitungen und "modernen" Luftkabeln sind Niederspannung 3x220V. Richtig 220V Drehstrom - es kommen 2 Leiter in der Steckdose an. Neutralleiter gibt es keinen.
    So was gab es in den ländlichen Gebieten der ex DDR auch, sogar bis in die neunziger Jahre. Beispiel Kändler bei Chemnitz. Da war beim ausschalten des Lichtschalters (einpolige Trennung) noch Spannung an der Lampe.

  • zaungast
    Gast
    • 24. Oktober 2017 um 00:07
    • #5

    Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

    Die Leitung führt über eine ehemalige "Straße". Das hast du richtig erkannt. Was in google maps eingezeichnet ist, gibt es gar nicht, da der Bahnübergang beräumt wurde und der weitere Verlauf mit Zaun abgetrennt wurde: https://www.google.de/maps/@51.92364…m/data=!3m1!1e3 Man kann leider nicht näher ran, der bobble im grünen vor der beigen Fläche ist der Mast mit Doppel-Isolator. Man kann den Schatten erahnen. Wofür die Straße da war, keine Ahnung, die führt nirgendwo sinnvoll hin. Vielleicht war das mal ein Hinterausgang als das Werksgelände noch Borsig war. Bin grad auf die Idee gekommen, den Mastabstand im google zu messen, ist genau 125 m. :suchen:

    Ich hatte auch schon überlegt, ob ich nicht so etwas wie den von dir verlinkten Holzendmast nehmen sollte, hat was.
    Habe übrigens nach dem ganzen suchen und lesen zu Freileitungen heute in München tatsächlich Holzmasten entdeckt die noch für für die Hausversorgung und Straßenbeleuchtung im Einsatz sind :shock:

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